Anfang Mai sollte es möglich sein, Tennisschuhe für das Spielen auf Sand zu kaufen. Dachte ich. Bis ich loszog, um meine Füße angemessen zu kleiden.
Die ersten beiden Trainingsstunden konnte ich mit Lauf- und Hallensportschuhen überbrücken, denn wir haben auf Kunstrasen und auf Teppich gespielt. Nun soll es aber raus auf die Sandplätze gehen, und die will ich nicht mit groben Sohlen umgraben – vom absehbaren Ärger mit dem Platzwart mal abgesehen.
Als überzeugter, teils schon missionarischer Fan des Facheinzelhandels führt mich mein erster Weg direkt zum ortsansässigen Fachgeschäft. Nachdem ich auch nach mehreren ratlos vor der großen Schuhwand verbrachten Minuten nicht angesprochen wurde, ging ich selbst auf das Personal zu, um zu erfahren, dass man nicht nur keine Tennisschuhe führt, sondern generell keine Ausrüstung für Ballsportarten anbietet.
Überrascht ging ich weiter zum Sportfilialisten in der nahegelegenen Einkaufsgalerie (im Sinne der Namensgebung dieses Hauses sollte ich vielleicht „Einkaufgalerie“ schreiben…). Der freundliche Verkäufer wies mich darauf hin, dass der große Zeh unbedingt genug Platz braucht, damit er beim Abstoppen nicht dauernd an die Kappe stößt, was auf Dauer schmerzhaft wird. Gut, sich dessen bewusst zu sein.
Schuhe sind vorhanden, nur mit der Größe hapert es. Dass ich bei den Laufschuhen auch schon US-Größe 12,5 bis 13 trage, war mir nicht bewusst und so schrumpft die Auswahl. Ich mache mich mit dem Gedanken vertraut, dass ich die Schnäppchen für 60 Euro nicht mehr bekomme und dass ich möglicherweise bis zu 130 Euro ausgeben muss.
Ein erstes Fazit: die Marke, die namentlich an die Schweiz erinnert, scheidet aus: ästhetisch nicht tragbar. Lieber würde ich barfuß spielen. Die Marke meiner Laufschuhe ist schick, leider aber teuer und nicht in der benötigten Größe vorhanden. Also weiter, zurück zum Auto und noch schnell ins Einkaufszentrum außerhalb der Stadt. Dort hat das namensgebende Kaufhaus eine Sportabteilung. Tennis? Fehlanzeige! Nein, nicht ganz, man bietet doch ca. sechs verschiedene Schuhe an. Warum, das weiß auch der Verkäufer nicht, denn alles andere, wie Schläger, Bälle und Griffbänder, hat man aus dem Sortiment verbannt.
Auch hier wieder die „Schweizer“ – hässlich wie die Nacht, aber kein Paar passt richtig. Zum Glück, dachte ich mir dann schon.
Nach dem schon erwähnten Hallentraining an diesem Abend ging ich nun wieder los. Auf in die Großstadt, Haupteinkaufsstraße. Es lockt der allem Anschein nach gut sortierte Filialist aus München. Ein Sportkaufhaus mit nettem Personal, großer Auswahl und angenehmer Atmosphäre. Passende Schuhe? Fehlanzeige. Immerhin schickt man mich in die Sportabteilung eines großen Kaufhauses um die Ecke. Es ist eines der Häuser der beiden Ketten, von denen ich nie weiß, welche denn nun eigentlich insolvent ist.
Die Einrichtung schreckt etwas ab, ein unterklassiges Kaufhaus, ein bisschen im Stil wie vor vielen Jahren die Bekleidungsabteilung des damaligen Massa-Marktes in Hattersheim. Nach intensivem Blickkontakt und zwischenzeitlichem Selbersuchen in den Regalreihen macht sich der Verkäufer auf den Weg zu mir. Der Wunsch ist klar, die Schuhe kosten fast alle um die 100 Euro und sind… unfassbar hässlich! Plastik, viel, viel unansehnliches Plastik. Entweder in billigen Blautönen oder aber bunt und mit merkwürdigen Verzierungen, Löchern, Riemen und sehr unstylischen Ausformungen.
Nach mehreren Schuhen bekannter Marken (mit Swoosh, drei Streifen oder anderen Insignien der Wiedererkennbarkeit) hatte ich schon aufgegeben. Da greift der Mitarbeiter dieser unwirtlichen Konsumstatt zu den Kartons einer anderen amerikanischen Marke. Weiß. Aus Leder. Schlicht. Nur ein kleines, rundes Logo mit einem Buchstaben ziert die Seiten. Und sie passen! Hoffentlich passen sie, da bin ich mir bei Schuhen immer unsicher und so bin ich auf den ersten Test in drei Tagen gespannt. Das beste daran war schließlich der Preis: 40 Euro. Das ist ein überschaubares Risiko.
Ich freue mich darauf, die neuen Tennisschuhe, meine ersten nach etwa 18 Jahren, endlich mit rotem Sand zu taufen. Und ich frage mich, weshalb es so schwer ist, ein gutes, das heißt vor allem auch gut sortiertes Sportgeschäft zu finden. Diese Gedanken allerdings, zum Einzelhandel und unserem Konsumentenverhalten, wären eine eigene Betrachtung wert…
„Time“!